Von Hochprozentigen, Eichen und Junioren

Endlich. Es hat begonnen. Monate des Wartens, des Schraubens, des Hoffens und der Ungeduld sind vorüber.
Die Elche röhren wieder, der Schwedenstahl fliegt über Schotter, kratzt den Asphalt, schafft sich Platz.
Nordhausen, 08.05.2010: Die kleine Stadt im Südharz, bekannt für Hochprozentiges, rief zur 40. Rolandrallye und die Elchtreter kamen. 9 Autos, so viele wie schon lange nicht mehr bei einem deutschen VOC-Lauf.
Es hat sich einiges getan seit dem letzten Jahr, so wurden bei diversen anderen Rallyes im Vorfeld des VOC bereits 15 der stämmigen Exemplare aus Schweden gesichtet.
Zwei VOC-Rookies fanden denn auch den Weg nach Nordhausen. Jürgen Noll und Benjamin Kerker aus dem Ostwestfälischen Gütersloh haben sich einen bekannt potenten 7er von unseren Nachbarn aus Österreich besorgt. Bisher hauptsächlich im historischen Rallyesport mit einem wunderschönen Volvo Amazon unterwegs, wollen die beiden von nun an auch mal schnell fahren, was beide bereits in Wittenberg bestens gezeigt haben.
Im oberbayrischen Miesbach hat der Volvo-Treter Stefan Erndl wohl den berüchtigten Schwedenstahl-Quertreiber-Virus eingeschleppt, jedenfalls baute dort sein Spezi Stefan Haberland über den Winter einen bildschönen 9er auf. Der Rallye-Rookie war damit immerhin schon in Oschersleben sowie zum VOC-Eurocup Lauf in Sulingen am Start. Immer schön Kilometer sammeln!

Start in Nordhausen. Parc Ferme in der berühmten Kornbrennerei! Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Rallye-Fahrer sind diszipliniert, immer voll konzentriert, die Straße im Blick. Gefeiert wird hinterher, dann aber richtig.

Der Regen am Freitag hat speziell auf der neuen WP01 seine Spuren hinterlassen. Schlamm, knietief, ausgefahren. Erinnerungen an beste Wittenberg-Zeiten wurden wach.

Uns Elch-Treter haben sie diesmal sehr weit hinten im Feld einsortiert. Startnummern um die 70! So was!

Doch genau das stellte sich später als großer Vorteil heraus. Samstag blieb es trocken. Die Allradler und allen anderen vor den Volvos gestarteten fuhren das Wasser aus dem Acker, so das es fast schon wieder trocken war als der Schotter bereifte Philip Knof den weisen 9er zur 6. besten Gesamtzeit brügelte!
Pah Startnummern um die 70 wir werdens euch schon zeigen!
Dahinter folgten mit Respektabstand Vorjahresmeister Andreas Leue, Werner Lösecke im Kaktus-2er sowie Stefan Erndl, alle drei nur durch 3sec getrennt.
Arne Hoffmeister musste hier schon etwas abreisen lassen, vermutlich wollte der OPC-Race-Camp Junior eine Woche vor dem 24h Rennen am Nürburgring keine größeren Dummheiten machen. Ihm dicht auf den Fersen waren Hagen Fritsch sowie Matthias Lewandowski. Stefan Haberland lies es erstmal ruhig angehen.
Zu diesem Zeitpunkt waren Jürgen Noll/Benjamin Kerker schon nicht mehr dabei. Vielleicht durch das gute Wittenberg-Ergebnis etwas übermotiviert, versengten sie den schönen blauen 7er nach 2km in einer hängenden L2 im Graben. So saß er dann wie beim Alle meine Entchen Lied und konnte erst nach der Veranstaltung geborgen werden.

WP02, mit dem wohl schönsten Schotterstück dieser Rallye, sah wieder Philip Knof als Schnellsten. Der letzt jährige Junior hat über den Winter die Technik seines 9er auf VOC Stand aufgerüstet und bereits bei der Wittenberg-Rallye eindrucksvoll bewiesen das in diesem Jahr der Sieg nur an ihm vorbeiführen wird.
Nach diversen Verbremsern der Volvo-Elite kamen Stefan Erndl sowie Andreas Leue auf den nächsten Plätzen ein. Arne Hoffmeister schien sich nach der langen Rallye-Pause nun auch wieder auf sein Arbeitsgerät einzuschießen.
W03 war ein Stadt-Rundkurs mit einer tollen Mutpassage, Am Gehege genannt. Mal Hand aufs Racer-Herz: Wer hat hier stehen lassen?
Lewi vielleicht? Jedenfalls ging der Berliner die anschließende L2 etwas zu forsch an, kam zu weit nach außen und zeigte der 4m tiefer stehenden Buche was ein Schwedenstahl so alles ab kann. Leider bedeutete dass auch das Aus für das Vater-/Sohn Gespann, da an eine Bergung zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken war. Mit deutlicher Bestzeit überraschten hier die Bayern Stefan Erndl/ Thomas Bernöcker vor Arne Hoffmeister/ Sebastian Amosse und den zeitgleichen Andreas Leue und Hagen Fritsch.
Nach kurzer Pause im Parc Ferme hieß es dann: zweite Runde, neues Glück.
Stefan Erndl begann mit Bestzeit und zeigte damit dass er nicht für fernere Platzierung die 500km auf Achse zurückgelegt hat. Aber Philip Knof / Mike Dohms ließen nicht abreisen und so reichte ihr Vorsprung aus der ersten Runde für den ersten VOC-Sieg des 19jährigen, Gratulation und Respekt für die tolle Leistung.
Da werden sich die etablierten Herren in diesem Jahr wohl etwas wärmer anziehen müssen.
Auf den letzten Treppchenplatz fuhr so Vorjahresmeister Andreas Leue, dieses Jahr Lustig-erweise mit Philipps Freundin Bianca auf dem heißen Sitz.
Werner Lösecke lies den Serienmotorisierten 2er ordentlich fliegen und war mit Platz vier durchaus zufrieden. Arne Hoffmeister / Sebastian Amosse fuhren aus oben genannten Gründen etwas zurückhaltend auf Platz fünf vor den Thüringern Hagen Fritsch / Martin Luthardt und Stefan Haberland / Alexander Färber, die sich stetig steigerten konnten und so mit ihrem ersten Cup-Auftritt zufrieden sein dürften.

Ergebnis 40.Roland-Rallye Nordhausen 2010 VOC

1. Philip Knof / Mike Dohms Volvo 944
2. Stefan Erndl / Thomas Bernöcker Volvo 744
3. Andreas Leue / Bianca Lustig Volvo 744
4. Werner Lösecke / Klemme Volvo 244
5. Arne Hoffmeister / Sebastian Amosse Volvo 944
6. Hagen Fritsch / Martin Luthardt Volvo 244
7. Stefan Haberland / Alexander Färber Volvo 744

Weiter geht es mit dem Volvo Original Cup im schwedischen Växjö zur Rallye Dackfejden, wo die Volvos wie die Lachse dem Ort ihrer Geburt zustreben.
Wir werden sehen.

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