25.09.2007
Popcorn und Fremdfabrikate – Reckenberg 2007
26. ADAC Reckenberg-Rallye
Moin Ihrs!
Die Reckenberg-Rallye war als Sonderlauf zur Ausgabe des Volvo Original Cup 2007 ein gelungener Neustart einer traditionsreichen Rallye in Nordrhein-Westfalen. 7 Volvos traten zur Neuauflage der Reckenberg in Rheda-Wiedenbrück an. Team Knöbel / Fritzensmeier stand ohne nennenswerte Anreise-km aber etwas gestresst am Start. Die beiden hatten massiv an der Organisation und Vorbereitung der Veranstaltung mitgewirkt. Leute, so ein lupenreines Bordbuch und Kartenwerk haben wir selten gesehen. Mehr Anreise-km hatten Mollitor und das Team Leue / Piechowski, beide aus der Berliner Ecke kommend. Leue / Piechowski bastelten sich gar eine sagenhafte WP Null zusammen.
Das war so: Abfahrt Berlin 20.16 Uhr. 30 min Bundesautobahn alles hübsch.
Höhe Rasthof Fichtenplan brachte das Zugfahrzeug, ein Fremdfabrikat keinen Vortrieb mehr zustande. Die ungesunden Geräusche wurden sofort mit der Reparatur an den Einspritzdüsen in der Woche zuvor in Verbindung gebracht. Der Hersteller des Fremdfabrikates hat eine Hotline. Wunderbar. Die wurde angerufen; sie war freundlich aber hilflos. Mit dem Abschlepper gings nach Genshagen auf den Hof. Diagnose: es liegt ein Motorschaden an besagtem Zugfahrzeugfremdfabrikat vor.
22.32 Uhr. Mit einer großen Autovermiet-Firma telefoniert. (Anmerkung: die machen um 22:59.59 Uhr zu.) Es steht ein brauchbarer Ersatzwagen in Berlin-Tegel. Für nicht-auswendig-Berlin-Kenner: das ist auf der anderen Seite der Stadt, die bisweilen recht weitläufig ist. 22.43 Uhr immer noch kein Taxi da. Die große Autovermiet-Firma wurde bekniet doch bitte erst abzuschließen, wenn das Taxi in Berlin-Tegel angekommen ist. Hier verliert sich die Spur etwas, aber was ich weiss: für 56.- EUR gings quer durch Berlin. Ersatz-Zugfahrzeug (auch ein Fremdfabrikat) untergeschnallt
und zurück zum Hänger mit dem ungeduldigen Volvo drauf. Neue Abfahrtzeit 24:00.04 Uhr, Navi sagt: 430 km bis Knöbel. Ankunft bei Knöbel 4:33.24 Uhr. Wunderbar, das macht noch zwei großzügige Stunden Schlaf für das Team Leue / Piechowski in Begleitung mit Service-Mann Stefan.
Das war WP Null.
Zurück zum Thema. Als Newcomer-Revival trat Bernhard Riepe mit Co-Neuling Kerstin Hauf an. Und noch ein Gast: Thorsten Busskamp wagte seinen ersten Ausritt mit einem Volvo. Und zu guter letzt reisten noch die Sekunden-Streithähne Stoll und Frese aus dem Norden dieser Republik an.
Vor Ort fanden sich dann die Teams zusammen. Monika Zaleski setzte sich zu Anja C. Frese ins Auto. Busskamp brachte gleich einen Dr. mit und Mollitor bekam Sebastian Brummel ins Auto gesetzt, der Heimvorteil mitbrachte. Timo Stoll fand sich wieder mit Andre Bach zusammen… ok genug der Teambildung. Vielleicht als kleine Notiz am Rande, wie lupenrein der Pragmatismus (eine feine Eigenschaft) eines Volvofahrers ausgeprägt ist: Timo wurde bei Sonnenaufgang gesehen, wie er in komplett FIA-tauglicher Montur einstieg, um wie üblich seinen 740 auf Achse zur Rallye zu bewegen – und er wurde von zuverlässiger Quelle gesehen, wie er weit nach Sonnenuntergang (selbe Tag) in vorgenanntem Dress gen Hamburg zurückfuhr.
Aber nun zum Geschehen. WP 1 Air Base der britischen Krone. Heute mal als Rundkurs hergerichtet ist er den Einheimischen wohl bekannt. Da wurden schon so manche Trainingsrunden abgespult. Hier eröffnete sogleich das Team Knöbel / Fritzensmeier die Drift-Challenge und knallt den anderen Volvos erst einmal 14 sec um die Kotflügel. Leue / Piechowski fanden den Flugplatz schön und bemerkten, dass dort viele Kurven
sind, die nach Drifts lechzen und so beginnt Bastelstunde No. 1: wo ist die Linie? Mollitor / Brummel kamen gleich besser zurecht mit der Linien-Sache und kamen bis auf 1 sec an Leue ran. Nun zu Busskamp, der zuvor BMW 318is und Toyota Corolla im Rallyebetrieb bewegte. Er und Dr. von den Benken hatten zunächst jeder mindestens ein großes Fragezeichen in jedes Auge gemalt. Erste Erkenntnis nach ca. drei Kurven: Der Volvo ist sehr gutmütig; aber eben mal hübsch Anstellen und im Zauberdrift ums Eck
huschen, das Bedarf wohl der Ãœbung. „Macht nix“ sagten sie sich und bastelten sich elegant durch die Szenerie und waren 4. schnellste im Ziel der WP. Auf seinen Fersen Frese und Zaleski (Anja mit ein wenig Heimvorteil) die beiden aber vor Riepe, der seine dritte Rallye bestreiten wollte. Das Team Stoll / Bach hatten anfängliche Abstimmungsprobleme, was spätestens bei der Findung der Ausfahrt im Rangieren ausartete und zeitlich entsprechend teuer war.
Nicht Rumjammern über stinkende Bremsen oder so – auf nach WP 2, der Rundkurs Linteln. Knöbel / Fritzensmeier – erwähnte ich schon deren Heimvorteil? ist 12 sec schneller als der Rest. In dieser WP war diese Aufgabe zu lösen: geht die Kuppe voll? das nebst Rundenzählerei und anderen Kleinigkeiten. Ganz einfach. Kreuzt die Landstrasse (die liegt höher) die WP diagonal, so musst Du schon mit nem Volvo angeflogen kommen, um (ziemlich) sicher zu sein, dass dass der stur geradeaus fliegt und (möglichst) mit vier Rädern zeitnah den Bodenkontakt wieder aufnimmt – und das bitte ohne Rumgezicke am Heck nach der Landung. Geht voll. Ergo, Knöbel mit Heimvorteil (sagte ich das schon?) lotet die Szenerie derart aus, dass ein größeres Faunaexemplar in seiner Ideallinie zu stehen kommt. Man munkelt es wurde noch in der darauf folgenden Nacht der Baumdoktor gerufen. Leue / Piechowski halten Position zwei. Die WP war jut, sagt Piechowski. Aber beide rätselten, ob nun ein oder zwei Runden gewünscht waren. Auch Mollitor stellt fest, dass die Kuppe voll geht, obwohl sein einheimischer Co deutliche Zweifel äußerte. Die Schikane war eng, sagt Silvio. Riepe freut sich über die WP. Die Schikane passte sehr gut. Team Riepe / Hauf freute sich auch über die vielen Zuschauer und sicherten sich Position 4. Busskamp / von den Benken bemerkten auch, dass die Kuppe voll geht. Sie bemerkten zudem, dass alles, was mit 4+ da stand voll geht.
Und, aufgemerkt: ein Volvo hat gute Bremsen und das macht einen riesen Bock, so Busskamp, man müsse sich nur trauen. Timo beschwert sich über die Schikane, wo sich entschied neue Runde oder raus. Man war sich wohl nicht einig und hielt mal kurz an. Huch? Mädels, watt denn? zählt mal bis 1. Nej, nej, nej, sie wollten es den Herren wohl nicht so schwer machen und schießen sich mit der extra Runde um ca 1.50 min nach hinten. Ob die Kuppe für Frese voll geht oder nicht, da gab es keinen Kommentar von ihr.
Vielleicht sind Frauen sensibler zum Material, was die Landungsgeräusche angeht ? Apropos Geräusche. Es geht das Gerücht um, dass die Cup Ladies beim Luftprüfen (an den Reifen) den halben Auspuff verloren und so mit max. Sound die Besichtigungsrunde absolvierten. Nach dem Besichtigen ein kleiner Service, dann war wieder Ruhe. Ach, und die Schikanen in Form von Holzpaletten machten auch Geräusche, genau beim Passieren gab es immer ein „Pöck“, so Zaleski.
WP 3. Knöbel stürmt da durch, auch durch die Diele des Bauernhofes. Nee, das war schon so gewollt – ordentlich mit riesen Schlepperreifen als Bande ausgelegt. Leue sagt die WP war jut. Riepe hatte auch Spass und ist gar 3 sec schneller als Mollitor / Brummel. Die fragten sich: 1, 2, 3, 4, welchen Reifen treffen wir? – jaja damals bei Putenwitte aufm Hof. Und in der Vorbereitung zur Durchfahrt durch die Diele verstrickte Silvio sich noch ein wenig in dem Sandhaufen und legte dabei den Spoiler unter der Stoßstange ab. Busskamp sagt, die Durchfahrt durch die bäuerliche Diele war sensationell und stellte fest, dass die Feststellbremse des Volvo wörtlich zu nehmen ist. Mollitor, Busskamp und Stoll fahren die WP praktisch zeitgleich und Frese / Zaleski sind nur 2 sec dahinter.
Nochmal zur Air Base. Jetzt als Massenstart im 10 sec Abstand und einige (4?) Runden. Knöbel stürmt los. Bevor Leue / Piechowski den Fanden mit „wo ist die Linie?“ wieder aufnehmen können, ist Knöbel weg. Und Leue guckt irgendwann geblendet in den Rückspiegel – da schiebt Mollitor wie entfesselt. Der leidet zwar unter schleichenden Plattfüßen vorne – wohl dem, der zwei Ersatzreifen dabei hat. Busskamp und der Dr. haben sich mit Steffensmeiers Volvo angefreundet und gehen als 4. schnellste durchs Ziel.
Frese will ihren Heimvorteil nochmal auskosten und gibt alles, läßt aber das Flugzeug in Gestalt des Daimler-Benz vorbei. Stoll immer noch beeindruckt vom Massenstart – ok, viel sahen wir eh nicht, da der Benz alles hinter sich in babyblauem Dunst stehen ließ. Riepe erinnert sich, dass er wesentlich engagierter ranging und es sich mit dem Ãœberschuss an Motivation wohl nicht verkneifen konnte über den Stapel von vier Reifen als Streckenbegrenzung drüber zu bügeln.
Mittagspause; nicht lang rumwarten. Ab zu WP 5; das ist WP 1 mit einer anderen Rundenzahl. Also, für alle Co nochmal: erst kommt 1, dann folgt 2 und dann 3. OK ? Stefanie kann heute zählen. Prima, macht ne bomben Zeit. Sicher, mit dem Vorteil jeden Stein beim zweiten Vornamen zu kennen wunderts nicht so – sagte ich das schon ? Leue / Piechowski wieder an Position zwei. Silvio legt einen Weitsprung nach dem anderen hin. Sonst auch alles fein. Ist Springen wirklich zeiteffektiv ? Leue ist 10 sec schneller.
Riepe / Hauf sind dicht auf und sie freuen sich: beste WP! mit riesigem Spassfaktor. Busskamp hat alles im Griff, ordentliche Zeit aber er fragt sich kurz mal nach der Qualität seines Charakters als er hinter der Rechts 2 den gelben Volvo der Cup Ladies im Maisfeld parken sieht. Hätte er ja just Charakter beweisen können und der gelben Popcornmaschine eben den nötigen Anschlepper geben können. Die Mädels hatten aber dennoch Spass. Mir kam zu Ohren, dass Moni vor lauter Freude über 20qm Popcorn ein goldenes Ei auf den gegenüberliegenden Acker legen wollte. Timo knackte die WP Bestzeit! Naja, später sah das dann anders aus, denn die gefahrene Rundenzahl passte wohl nicht 100-prozentig. Wären Frese / Zaleski nicht nur optimistisch ins Maisfeld rein, sondern auch flott wieder raus, so hätten sie nun (trotz Runde zu viel zu Beginn)… naja – stehen die
Ladies eigentlich immer noch da ?
Neue WP. Das war das mit Putenwittes Diele. Knöbel machts vor. Leue 4 sec langsamer.
Die beiden haben wohl endlich die „wo ist die Linie?“ -Bastelstunde abgelegt. Und nun
schlagen Riepe / Hauf zu: 2 sec schneller als Mollitor / Brummel. Riepe hatte nun den
Trick mit der Unterführung unter den Gleisen verstanden. Anfahrt bergab Rechts 2 +/-
(oder so), an der Graskante anlehnen, Augen halb zukneifen und zwischen den Strohballen
(die verdecken die Brückenpfeiler) durchzirkeln… und? Augen auf: Perfekt! Silvio
sang wieder laut: 1, 2, 3, 4, diesen Reifen von Putenwitte treffen wir.
Busskamp / von den Benken machens elegant und flott, frei nach dem Motto: der
Volvo ist eben doch ein sportliches Auto. (noch Fragen ?) Stoll hat sich nach der
Rundenverzählerei wieder berappelt und es geht wieder ordentlich voran. Er sagt
aber was von einem Schlag unterm Auto und von der Kardanwelle, die schnell mit einem
Stück Holz vom ungehörigen Zappeln abgehalten wurde.
Letzte WP. Knöbel / Fritzensmeier bringen es gnadenlos zu Ende und immer extra hübsch für die Zuschauer. Leue / Piechowski gehen als zweite durchs Ziel; 1.13 min hinter Knöbel. hmpf. Mollitor / Brummel sind dritte und 23 sec hinter Leue. Dann das erfolgreiche Rookie-Revival von Bernhard Riepe. Tolle Leistung. Das wird nochmal einen Ausritt geben, nicht zuletzt weil Kerstin Hauf einen prima Co abgibt. Bernhard ist aber auch ein schlaues Kerlchen.
Spät am Abend erzählt er, dass er mit Heimvorteil seine Fans so postierte, dass sie immer schnell Hand anlegen konnten, um die 1.3t wieder flott zu machen. Thorsten Busskamp und Dr. von den Benken sind mit 3 sec nah dran. Thorsten redet was von: das muss wiederholt werden, tobt ins Reisebüro und sagt: Schotterrallye bitte! Timo Stoll und Andre Bach
natürlich etwas unglücklich über die Runde zuwenig. Dennoch als Fazit von allen. Prima Strecken. Schnell aber auch herausfordernd, sei es in Putenwittes Diele oder an manch anderem Eck. Großes Lob gab es für den Veranstalter, der eine prima Rallye von Fahrern für Fahrer auf die Beine
gestellt hat.
Bis gleich, Euer Kalle
Bilder: www.sto-motorsportfotos.de, MSC-Wiedenbrück